Finanzierung von Immobilien
In dieser Folge erklären wir, wie die Finanzierung eines Hauses oder einer Wohnung funktioniert und was man dabei beachten sollte! Zu Gast sind heute die Finanzierungsprofis Christian Tödt und Paul Polster von Hyponext.
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Philip Hildebrandt
Vielleicht mögt ihr euch ja mal vorstellen und ein, zwei Worte zu euch verlieren.
Christian Tödt
Ja, sehr gern. Christian Tödt ist mein Name. 35 Jahre alt. Ich habe 2010 ganz klassisch eine Bank-Ausbildung abgeschlossen, berufsbegleitend Bankfachwirt gemacht und dann für zehn Jahre in der Bank gearbeitet. Jetzt bin ich bei einem freien Finanzierungsvermittler.
Philip Hildebrandt
Alles klar? Du bist ja von der Bank weggegangen und zu einem freien Finanzierungsvermittler. Warum hast du dich für diesen Schritt entschieden?
Christian Tödt
In der Zeit bei der Bank sind immer mehr Kunden mit Kreditangeboten von Vergleichsportalen zu mir gekommen, die ich dann oft einfach nicht schlagen konnte. Entweder, weil das Angebot über meine Bank konditionell nicht darstellbar war oder wegen der Ausstattung. Zumal ich die Laufzeit nicht darstellen konnte. Das hat mich natürlich geärgert. Im Laufe meiner Zeit bin ich dann über einen Kollegen – den Paul, der heute mit uns hier ist – an die Finanzvermittlung gekommen. Ich habe mich dann schlussendlich auch selbstständig gemacht, um dann wirklich dem Kunden alle Produkte, die es so am Markt gibt, anbieten zu können. Des Weiteren, um aus verschiedenen Bausteinen von verschiedenen Finanzierern dem Kunden die passende Lösung heraussuchen zu können. Ich bin spezialisiert auf den Immobilienbereich, dazu gehören: normaler Kaufbestand, Neubau, Anschlussfinanzierung, der Privatkreditbereich und auch jegliche Finanzierungen.
Philip Hildebrandt
Perfekt! Dann bist du ja genau der richtige Ansprechpartner für die nächsten Fragen. Paul, vielleicht magst du auch noch ein, zwei Worte zu dir sagen.
Paul Polster
Ja, gern. Mein Name ist Paul Polster. Ich bin der Geschäftsführer der Hyponext und bin 33 Jahre alt. Ich habe Volkswirtschaftslehre studiert, vorher auch in der Bank gearbeitet und mich dann ebenfalls dazu entschieden, seit 2018 als freier Finanzierungsvermittler zu arbeiten.
Philip Hildebrandt
Alles klar! Kommen wir zur ersten Frage: Wie läuft eigentlich so eine Finanzierungsprüfung ab, wenn jemand Interesse an einer Hausfinanzierung hat?
Paul Polster
Ich würde die ganze Sache mal in drei große Abschnitte teilen: Das ist einmal das Thema Bonität – da wird Christian gleich was zu erklären. Das zweite ist das Thema Objekt- und Verkehrswert, was von der Bank geprüft wird. Das dritte ist das ausgewählte Konzept, was ihr euch gemeinsam mit eurem Berater erarbeitet habt. Wenn alle drei Punkte positiv sind, wird die Finanzierung genehmigt und dem Hauskauf steht nichts mehr im Wege.
Paul Polster
Würdest du uns einmal kurz erläutern, wie so eine Bonitätsprüfung bei einer Bank abläuft?
Christian Tödt
Grundsätzlich ist es am einfachsten, erstmal die Kundendaten anhand einer Selbstauskunft zu erfassen. Das können wir entweder gemeinsam mit dem Kunden machen oder es gibt verschiedene Möglichkeiten. Es kann uns auch online übermittelt werden. Anhand dieser Selbstauskunft können wir dann eine detaillierte Haushaltsrechnung erstellen. Das heißt, wir werden erst mal das Haushaltsnettoeinkommen insgesamt ermitteln – was hat der Kunde monatlich zur Verfügung? Davon wird dann eine Lebenserhaltungskostenpauschale abgezogen, sowie alle laufenden Verbindlichkeiten, Versicherungen, Privatkredite, Unterhaltsverpflichtungen usw. Am Ende ergibt sich dann das freie, verfügbare Haushaltsnettoeinkommen. Daran kann man dann ungefähr sehen, was an monatlicher Kreditrate reinpasst.
Philip Hildebrandt
Alles klar! Wie läuft die „Prüfung der Immobilien“ ab?
Paul Polster
Es handelt sich ja grundsätzlich bei der Immobilienfinanzierungen um ein grundpfandrechtlich, gesichertes Darlehen – das Pfandobjekt ist hierbei die Immobilie. Insofern gibt es eine Reihe von Unterlagen, die in der Bank eingereicht werden müssen – für die Prüfung der Immobilie. Die Bank ermittelt dann einen Verkehrswert und einen Beleihungswert. Je nachdem, wie hoch dieser ist, ist die Finanzierung darstellbar oder auch teilweise nicht. Das heißt, wenn ich eine überteuerte Immobilie kaufen würde, würde die Bank die Finanzierung nicht genehmigen, weil sie mindestens den Darlehensbetrag sichern muss. Hierfür werden über verschiedene Ermittlungsverfahren (Sachwert-, Vergleichswert-, Ertragswertverfahren) Beleihungswerte und Verkehrswerte ermittelt. Diese müssen dann mit der gesamten Finanzierungs- und Darlehenssumme übereinstimmen, damit die Finanzierung auf Grün geht. Der dritte Punkt ist das ausgewählte Konzept: hier kommt es auf die persönliche Situation des Einzelnen an. Es gibt zum einen die Möglichkeit, eine kurze Zinsbindung zu wählen von 5 bis 10 Jahren oder auch 15, 20, 30 Jahren Zinsbindung. Zum anderen gibt es die Möglichkeit, eine Finanzierung endfällig gegen einen Bausparvertrag laufen zu lassen: Hier hat man den Vorteil, dass man in den meisten Fällen einen gesicherten Zins und eine konstante Rate hat. Je nach persönlicher Lage muss man dementsprechend das Konzept anpassen, damit die Finanzierung dann auch bewilligt werden kann. Beispiel: Bei fortgeschrittenem Alter und Eintritt in die Rente benötige ich eine höhere Tilgung, als wenn ich noch recht jung bin und die Laufzeit der Finanzierung länger gestalten kann.
Philip Hildebrandt
Alles klar! Das hört sich gut an. Jetzt haben wir die Theorie gehört. Wie viel „Haus“ kann ich mir dann eigentlich leisten?
Christian Tödt
Das ist eine gute Frage. Die Rate muss natürlich ins Haushaltsnettoeinkommen reinpassen. Zum Beispiel sagt man so als groben Richtwert: die Baufinanzierungsrate sollte 35% des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens nicht überschreiten. Das wären bei bspw. 4.000€ Haushaltsnettoeinkommen gleich 1.400€. Diese 1.400€ sollte die monatliche Rate rein aus dem Darlehen nicht überschreiten. Diesbezüglich muss man sagen, dass es natürlich auch immer stark individuell abhängig ist. Da gehen wir später noch mal drauf ein, ob zusätzlich Sicherheit gestellt werden können und wie hoch das Eigenkapital ist. Darum dies bitte ersmal nur als groben Richtwert sehen! Außerdem ist ganz wichtig zu beachte, dass zusätzlich zu der monatlichen Rate natürlich noch weitere Kosten anfallen, wie z.B. Betriebskosten. Bei Eigentumswohnungen wäre es das Hausgeld, wozu die Instandhaltungsrücklage, kleine Reparaturen, Strom, Wasser, Heizung, Wartung und Grundsteuer gehören. Man kann ganz grob sagen, mit einem Richtwert von 4€ auf den Quadratmeter – heißt bei einer Quadratmeteranzahl, einer Eigentumswohnung von 120m² – wären die monatlichen Nebenkosten bei 480€. Das ist natürlich auch immer separiert betrachtet, ob es ein Neubau ist oder schon älterer Bestand. Da variieren natürlich die Zahlen.
Christian Tödt
Ein kleines Finanzierungsbeispiel würde ich dann gerne noch geben: Man kann ganz grob sagen, dass man das Nettoeinkommen mal 75 rechnet. In unserem Finanzierungsbeispiel wären das dann die 4.000€ netto mal 75, da würden wir insgesamt auf eine mögliche Finanzierungssumme von 300.000€ kommen. Das ist in aktueller Lage recht realistisch. Das ist natürlich sehr zinsabhängig. Wir haben jetzt momentan leider einen etwas gestiegenen Zinssatz am Markt, sodass wir da etwas konservativer rechnen müssen, damit die monatliche Rate nicht zu hoch wird. Bei 300.000€ Finanzierungssumme gehen wir mal davon aus, dass die Käufer 10%, also 30.000€ an Eigenkapital mitbringen. Das heißt, davon können die Grunderwerbsteuer, der Notar und eventuell der Makler gezahlt werden. Dass wir dann insgesamt in diesem Beispiel bei einer monatlichen Rate von 1.400€ landen würden.
Philip Hildebrandt
Alles klar! Das hört sich gut an. Das heißt, einem Haushaltsnettoeinkommen von 4.000€ kann ich grob gesagt ein Haus über 300.000€ finanzieren, wenn ich alle Kaufnebenkosten aus dem Eigenkapital decke?
Christian Tödt
Genau!
Philip Hildebrandt
Alles klar. Super! Häufig gestellte Frage: Welche Unterlagen brauche ich eigentlich in der Finanzierung?
Christian Tödt
Ja, bei den Angestellten haben wir dann erstmal grundsätzlich eine Selbstauskunft, die wir mit den Kunden zusammen ausfüllen. Dann brauchen wir natürlich die üblichen Dokumente wie Personalausweis, gegebenenfalls Aufenthaltstitel oder Reisepass. Die Lohn- und Gehaltsabrechnung der letzten drei Monate. Manchmal wird auch noch die Dezemberabrechnung aus dem Vorjahr gefordert. Dann brauchen wir natürlich noch Vermögens- und Eigenkapitalnachweise. Ab dem 27. Lebensjahr erhält jeder Bürger in Deutschland eine Renteninfo. Die ist dann auch in manchen Fällen wichtig für den Finanzierungsauslauf. Das heißt, wenn die Finanzierung ins Rentenalter reinläuft, dann muss man natürlich diesen Wert mit berücksichtigen. Allerdings können diese Unterlagen auch im Nachgang vereinzelt von der Bank angefordert werden. Neben den Unterlagen, die ich aufgezählt habe, können es dann auch nochmal Mietverträge, sonstige Einnahmen, der Steuerbescheid und Nebeneinkünfte sein. Bei Rentnern könnte auch der allgemeine Rentenbescheid angefordert werden. Bei Selbständigen ist es in der Regel der Steuerbescheid, die Steuererklärung und die betriebswirtschaftliche Auswertung.
Philip Hildebrandt
Die Zinsen sind ja zurzeit relativ hoch, zumindest verglichen im Vorjahr. Gibt es irgendwelche Möglichkeiten, dass ich meinen individuellen Zinssatz irgendwie reduzieren kann?
Paul Polster
Ja, die gibt es. Aber vorab will ich einmal ganz kurz erläutern, wie sich überhaupt der Zinssatz bildet. Denn bei der Immobilienfinanzierung ist das im Vergleich z.B. zu den Privatkrediten ein bisschen unterschiedlich. Kernaspekt für die Zinssatzbildung ist zum einen die Beleihung. Dabei stellt sich die Frage: wie viel Prozent vom Immobilienkaufpreis finanziere ich? Ganz kleines Beispiel: Ich kaufe eine Immobilie von einer Million Euro und möchte nur 500.000€ finanzieren. Das heißt 50% vom angenommenen Immobilienwert – also der Kaufpreis von einer Million – werden finanziert und mit einem Darlehen belegt. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass im Fall einer Zwangsversteigerung die Bank ihre 500.000€ zurückbekommt. Oder siehst du das anders?
Philip Hildebrandt
Ja, die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Da hast du recht!
Paul Polster
Aber wenn jetzt im Vergleich die Bank einen Kredit gewährt hat von einer Million Euro, (d. h. 100% des Immobilienwerts abgesichert hat) dann ist das Risiko bedeutend höher, dass die Bank nicht den vollen Kaufpreis und die volle Finanzierung zurückbekommt. Warum? Weil Folgekosten im Zuge der Zwangsversteigerung entstehen. Zudem haben wir gegebenenfalls auch immer mal wieder Kaufpreisschwankungen, gerade in der jetzigen Zeit aufgrund der gestiegenen Zinssätze. Daraus ergibt sich, dass der Eigenkapitaleinsatz die Grundlage für die Zinssatzbildung bildet. Der zweite Aspekt ist zudem die Wahl der Zinsbindung. Je nachdem, wie lange ich mir den Zins festschreiben lasse, steigt auch der Zinssatz. Das heißt, eine 30-jährige Kondition ist in den meisten Fällen teurer als eine Zehn-Jahres-Zinsbindung. Wie kann ich es schaffen, meinen Zinssatz zu reduzieren? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: zum einen haben wir gerade hier in Norddeutschland die Möglichkeit, mit Förderbanken zusammenzuarbeiten – da hätten wir einmal die Investitionsbank Schleswig-Holstein. Für den Hamburger Raum, die IFB (Hamburgische Investitions- und Förderbank). Hier gibt es die Möglichkeit, z.B. ein KfW Darlehen (Kreditanstalt für Wiederaufbau) oder auch eigene Hausdarlehen der regionalen Förderbanken zu beantragen. Diese werden dann nachrangig im Grundbuch eingetragen und wirken für das vordere Darlehen dann nochmal wie zusätzliches Eigenkapital.
Paul Polster
Ich habe auch die Möglichkeit, andere Immobilien zu beleihen, z.B. aus dem Familienbestand. Als Beispiel: Ich sage, dass ich 500.000€ finanzieren muss bzw. 500.000€ ist der Kaufpreis. Außerdem haben meine Eltern eine abgezahlte Immobilie. Nun spalte ich das Darlehen in zweimal 250.000€. Wodurch ich dann bei nur 50% Beleihungen und damit im besten Zinscluster bin, anstelle von 100% auf nur einer Immobilie.
Philip Hildebrandt
Alles klar!
Paul Polster
Dann haben wir noch einige kleinere Punkte, die vielen vielleicht nicht bekannt sind. Es gibt weitere Zusatzsicherheiten wie Fondsdepots oder ältere, schon angesparte Kapitallebensversicherungen. Diese können in Teilen auch an die Finanzierung mit abgetreten werden. Obendrein haben wir natürlich auch die Chance, auf gewisse Ausstattungsmerkmale der Finanzierung zu verzichten. Das heißt, bei manchen Banken kostet Sondertilgung zum Beispiel 0,05% oder 0,1%. Wenn ich darauf verzichte, weil ich ohnehin nicht vorhabe, eine Tilgung zu machen, erleichtert mir das schon mal den Zins am Anfang.
Philip Hildebrandt
Was sind denn eigentlich die größten Probleme für potenzielle Käufer:innen bei der Finanzierung?
Paul Polster
Ja, da gibt es verschiedenste Punkte. Einmal sind es die Objektunterlagen und deswegen bin ich ganz glücklich, heute mit dir als Makler zusammenzusitzen. Die Unterlagenanforderung von den Banken bezüglich der Objekte werden immer mehr. Vor 20 Jahren – das hören wir auch ganz oft von Kunden – hat es gereicht, wenn man ein Grundbuch und vier Fotos eingereicht hat. Heute sind die Unterlagenanforderungen schon sehr umfangreich. Oftmals haben wir die Probleme, dass die Immobilienunterlagen nicht vollständig sind und das verschleppt extrem die Finanzierungsphase. Ich weiß nicht, wie dein Prozess ist, wenn du eine Immobilie aufnimmst, aber in den meisten Fällen ist es nicht einfach, alle Unterlagen parat zu haben.
Philip Hildebrandt
Das stimmt. Wir sehen das so, dass wir da am Anfang Gas geben und möglichst viele Unterlagen im Vorfeld beschaffen. Aber wir wissen von vielen Kollegen, dass das eher in letzter Sekunde erledigt wird.
Paul Polster
Weitere Probleme sind auch die Aktualität der Steuerunterlagen. Gerade durch Corona bedingt, haben viele Selbstständige Probleme damit, aktuelle Steuererklärungen abzugeben. Bei Einzelunternehmern sind die Jahresabschlüsse noch teilweise nicht fertig usw. Eine Bank erwartet eigentlich immer aktuelle Steuerunterlagen, wenn es um eine Finanzierungsprüfung geht.
Philip Hildebrandt
Okay.
Paul Polster
Christian wie siehst du das? Welche Probleme sind bei dir schonmal vorgekommen?
Christian Tödt
Wie wir das vorhin schon kurz angesprochen haben – der Kaufpreis und der Marktwert passen nicht zusammen! Das heißt, die Immobilie ist gar nicht das wert, was vom Eigentümer an Kaufpreis gefordert wird. Weswegen wir mit dem von dir erklärten Beleihungswert einfach nicht hinkommen. Wir können keine Immobilie finanzieren, die den Kaufpreis von 300.000€ hat, aber nur 200.000€ wert ist. Dann haben natürlich auch viele Kunden schon bestehende Finanzierungen, die in die Haushaltsrechnung mit einkalkuliert werden müssen. Außerdem ist auch die Immobilie oft einfach an jemand anderes verkauft worden. Das kam gerade in den letzten Jahren häufig vor, als die Immobilien schnell verkauft waren und viel Nachfrage da war. Heute befinden wir uns vielleicht in einer neuen Zeitrechnung – sage ich mal. Wodurch wir zukünftig etwas mehr Immobilien am Markt haben.
Paul Polster
Ein großes Problem wäre auch noch, dass sich einige oftmals zu spät um die Finanzierung kümmern. Grundsätzlich macht es wirklich Sinn, vorab zum Finanzierungsvermittler oder zur Bank zu gehen, einmal ein Check-up zu machen, zu klären – wie viel Immobilie kann ich mir wirklich leisten? – und auch alle Unterlagen zusammenzustellen. Manche Unterlagen hat man dann vielleicht nicht direkt parat. Gerade so etwas wie Renteninformation etc. Solche Unterlagen kann man dann schon vorbereiten, damit man dann natürlich auch möglichst schnell ist. Ich glaube, dir als Makler ist das auch wichtig, dass du ein gutes Bauchgefühl bei dem Käufer hast, sodass du weißt, der Kaufinteressent ist schon in der Bewegung drin, hat sich schon mal informiert im Hinblick auf die Finanzierung. Dann hat der Kaufinteressent auch ein ganz anderes Standing gegenüber dem Makler, um da auch dann positiv zu wirken und dann auch die Chance zu haben, die Immobilie zu bekommen.
Philip Hildebrandt
Genau, das erhöht die Chance für einen Zuschlag definitiv, das ist korrekt!
Christian Tödt
Wir bieten zusätzlich an, dem Kunden ein Bonitätszertifikat auszustellen. Das heißt, anhand der Selbstauskunft berechnen wir schon mal dem Kunden etwas individueller, was er finanzieren kann. Das ist natürlich einfacher und genauer, als irgendwelche Faustformeln. Dann weiß der Kunde genau, was er finanzieren kann und kann damit auch direkt einen guten Eindruck bei dem Makler hinterlassen, sodass er den Zuschlag für die Immobilie bekommt.
Philip Hildebrandt
Alles klar! Häufige Frage, die man liest und hört. Kann man in den Immobilienkredit auch andere Dinge aufnehmen? Zum Beispiel den Autokredit?
Paul Polster
Das ist nur in den seltensten Fällen möglich. Man kann natürlich den Autokredit umschulden. Tendenziell ist es aber so, dass das Restvaluta des Autokredits durch Eigenkapital abgedeckt werden muss. Es gibt noch eine zweite Variante – das sogenannte allgemeine Verbraucherdarlehen. Im Zuge des Immobilienkaufs kann man auch einen Privatkredit umschulden. Dies ist aber nicht mehr so! Früher ging das ein bisschen einfacher, dass man sagt – Kaufpreis, am besten noch die Nebenkosten mit finanzieren, dann noch ein, zwei Privatkredite mit obendrauf und dann macht man einmal einen Immobilienkredit draus. Die Zeiten sind leider vorbei! Das Problem ist, dass die Beleihung – jetzt sind wir wieder beim Objektwert – meistens nicht gegeben ist.
Philip Hildebrandt
Mit den zusätzlichen Krediten oder zusätzlichen Beträgen verschlechtert man den Beleihungswert. Oder?
Paul Polster
Genau. Als eine Art vorbereitende Maßnahme kann man das ganze einmal überprüfen! Denn wie gesagt, macht die Bank eine Lebenshaltungskostenkalkulation. Manchmal ist es so, dass man den Privatkredit nimmt, um den schnellstmöglich abzuzahlen und vielleicht auch einen günstigeren Zins zu bekommen. Im Zuge eines Immobilienkaufs macht es dann aber vielleicht eher Sinn, den Privatkredit zu strecken, um die monatliche Belastung nach unten zu senken. Das sind vorbereitende Maßnahmen, die man vor einem Kauf schon mal treffen kann.
Philip Hildebrandt
Was passiert mit meinen Kreditraten, wenn die Zinsen in zehn Jahren noch weiter gestiegen sind?
Paul Polster
Hier ist es auch so, dass eine Bank so etwas schon jetzt mit abprüft. Das heißt, wenn eine Bank eine Finanzierungsprüfung durchführt, wird zum aktuellen Zeitpunkt geprüft: Nettoeinkommen, Lebenshaltungskosten, Kreditrate. Das Ganze wird nochmal zum Zinsbindungsende geprüft. Das heißt, die Bank geht von zehn Jahren aus. Wir haben dann eine Restschuld, das sind in den meisten Fällen bei 2% Tilgung ungefähr 75%. Die Bank kalkuliert dann z.B. eine Annuität von 6% bis 8%. Das heißt 4% plus 2% Tilgung oder sogar teilweise 6% plus 2% Tilgung. Dadurch, dass wir ein recht hohes Zinsniveau haben und eine Sechser Annuität, kann man davon ausgehen, dass man diese Rate tragen kann. Aber es kann natürlich sein, in Einzelfällen, dass sich die Rate erhöht. Gerade Leute, die vor vier oder fünf Jahren finanziert haben, bis zum Zeitpunkt vor einem Jahr. Dort kann das auch gefährlich werden, weil man nur ein oder anderthalb Prozent Zinsen gewöhnt ist. Wenn jetzt der Zins auf einmal nach zehn Jahren auf 3 oder 4% steigt, kann das zu einer Verdopplung führen.
Philip Hildebrandt
Gibt es eine Möglichkeit, das Zinsrisiko für die gesamte Rückzahlungszeit auszuschließen?
Paul Polster
Die gibt es tatsächlich. Es gibt zwei Möglichkeiten. Einmal kann ich mir ein Volltilgerdarlehen nehmen. Das heißt, ich kann mein Darlehen zum Beispiel 30 Jahre Zinsbindung auswählen und das dann sozusagen bis dahin auch voll tilgen. Oder ich nehme eine 25-jährige Laufzeit als Volltilgung – das geht dann auch. Die zweite Variante ist sozusagen eine Finanzierung gegen ausgesetzten Bausparvertrag. Das heißt, ich hatte 15 Jahre Vorfinanzierungszeit und nach 15 Jahren greift dann der angesparte Bausparer und führt die Finanzierung dann zu Ende. Meistens dann auch so eine Gesamtlaufzeit von circa 30 Jahren. Vorteil hierbei ist, dass ich keinerlei Zinsrisiko mehr habe in beiden Varianten. Der Nachteil allerdings – die Zinskosten sind tendenziell erstmal höher. Das Problem ist ja immer – das ist ja so ein kleiner Blick in die Glaskugel – wie verhält sich der Zins in den nächsten 5 bis 10 Jahren? Man erkauft sich damit natürlich einfach Sicherheit, die in manchen Fällen einfach sehr sinnvoll ist.
Philip Hildebrandt
Manchmal braucht man sie nicht, aber wenn es eintritt, ist man abgesichert. Quasi, wenn der Zins nach Ablauf der Zeit eigentlich höher wäre.
Paul Polster
Vielleicht ist es auch einfach typabhängig. Es gibt vielleicht den einen, der ein wenig risikoaverse ist und den anderen, der andere Präferenzen hat. Es kommt auch auf die individuelle Situation an. Meiner Meinung nach haben alle Produkte ihre Daseinsberechtigung am Markt und in bestimmten Fällen passt jedes Produkt dazu. Wichtig ist hierzu, dass man offen und transparent beraten wird und genau weiß, was einem so eine „Sicherheit von durchgehender Rate“ oder „die bekannten Zinsen“ am Ende des Tages kosten. Wenn ich bereit bin, dafür den Preis zu bezahlen, um diese Sicherheit zu haben, dann bin ich damit auf der richtigen Seite.
Philip Hildebrandt
Du hattest gesagt, man kann auch ein Darlehen für 30 Jahre nehmen. Bin ich dann wirklich 30 Jahre lang an das Darlehen gebunden?
Paul Polster
Nein, natürlich nicht. Weil du hast laut BGB nach zehn Jahren jederzeit die Möglichkeit, mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten aus dem Darlehen auszusteigen und das Darlehen ohne Gebühr zu kündigen.
Philip Hildebrandt
Das heißt, wenn nach zehn Jahren die Zinsen besser sind als das, was ich damals vereinbart habe, kann man prüfen, ob ein Wechsel Sinn macht?
Paul Polster
Ganz genau. Also ab zehn Jahren beginnt dieser Zeitraum, wo du die Kündigungsmöglichkeit hast. Es geht aber auch im 12., 13., 14. Jahr – du kannst dann jederzeit aussteigen. Es macht absolut Sinn, immer ein bisschen am Ball zu bleiben und zu schauen, wie die Zinsen sich gerade verhalten. Auch im Hinblick auf deine vorher gestellte Frage – Was passiert nach zehn Jahren, wenn die Zinsen steigen? – Es gibt natürlich auch Möglichkeiten einfach schonmal vorab was zu tun. Also nicht erst dann zum Finanzierer oder zur Bank gehen, wenn die Zinsbindung ausgelaufen ist und man jetzt schnell handeln muss, sondern sich schon 1,2,3 Jahre eher darum kümmern. Es gibt auch sogenannte Forward-Darlehen, d.h. ich könnte auch schon im siebten Jahr meine Finanzierung verlängern und dann wird das Darlehen drei Jahre später (sobald die Zinsbindung abgelaufen ist) übernommen.
Philip Hildebrandt
Wir hatten eben schon ein bisschen darüber gesprochen, aber vielleicht kann man das noch ein bisschen genauer beschreiben. Wann macht es Sinn, sich um die Anschlussfinanzierung zu kümmern?
Christian Tödt
Es macht auf jeden Fall Sinn, sich da rechtzeitig damit auseinanderzusetzen. Das heißt, man hält eigentlich schon – ich würde fast sagen – fünf Jahre vor Auslaufen der Anschlussfinanzierung einen guten Kontakt zu seinem Finanzierungspartner, Bankberater. Wodurch dieser mit dem Kunden zusammen den richtigen Zeitpunkt abschätzen kann. So kann es in manchen Fällen sogar schon Sinn machen, dass man dann schon drei Jahre vorher die Anschlussfinanzierung plant bzw. sogar schon abschließt. Man muss natürlich aufpassen, dass man da nicht zu hohe Aufschläge hat, wenn man sich den Zinssatz rechtzeitig sichert. Aber wie gesagt, da hilft auf jeden Fall ein guter Kontakt zu seinem Berater.
Philip Hildebrandt
Alles klar, sehr schön. Ich denke, wir haben heute viele Fragen beantwortet. Vielen Dank an euch beide!
Christian Tödt
Hat uns Spaß gemacht! Vielen Dank, dass du hier warst. Hat mich sehr gefreut.
Paul Polster
Vielen Dank auch von meiner Seite.