Balkonkraftwerke
Viele Stromanbieter haben in den letzten Monaten die Preise erhöht, während der durchschnittliche Strompreis laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft 2021 noch bei 32 ct/kWh lag, sind Verbraucher im Jahr 2023 mit Preisen rund um 48 ct/kWh konfrontiert. Bei einem 3 Personenhaushalt liegt der durchschnittliche Stromverbrauch zwischen 2.500 und 3.500 kWh, das sind bis zu 1.700 Euro Stromkosten im Jahr. Potenzial zum Sparen ist also genug da – und hier kommen die Mini PV-Anlagen ins Spiel.
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Mit Mini PV-Anlagen bzw. Balkonkraftwerken kann man den eigenen Stromverbrauch reduzieren und spart so bares Geld. Doch wie funktioniert das im Detail? Und was ist der Unterschied zu einer großen Photovoltaikanlage?
Was ist eine Mini PV-Anlage?
Eine Mini PV-Anlage erzeugt mit Photovoltaik-Modulen Strom zum direkten Verbrauch. Der Anschluss ans Hausnetz erfolgt einfach über eine Steckdose. Um in die Klassifizierung einer Mini PV-Anlage zu fallen, darf in Deutschland eine solche Anlage nicht mehr 600 Watt ins Hausnetz einspeisen. Erfüllt eine PV-Anlage solche Bedingungen, gelten weniger strenge Auflagen bei der Anmeldung, beim Anschluss und im Betrieb. Häufig werden diese Anlagen auch als Balkonkraftwerke bezeichnet, weil sie wenig Platz benötigen und fast überall installiert werden können – zum Beispiel an oder auf einem Balkon. In vielen Fällen werden die Mini PV-Anlagen aber auch auf Dächern von Gartenhäusern, Carports und Schuppen installiert.
Der von der Mini PV-Anlage erzeugte Strom wird idealerweise direkt im Haushalt verbraucht. Etwaige Überproduktion wird unvergütet ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Die maximale Leistung von 600 Watt eignet sich ideal dazu, den Strombedarf aus dem öffentlichen Netz zu verringern. Insbesondere der Stromverbrauch von Geräten im Stand-by wie Fernseher und Lautsprecher, aber auch von Infrastrukturgeräten wie Router, Switches, WLAN Access Points sowie von Kühlschränken können durch das Balkonkraftwerk bei Sonnenschein erzeugt werden.
Bei einer guten Ausrichtung kann ein Balkonkraftwerk in einem Jahr rund 550 Watt erzeugt. Das entspricht bei einem Strompreis von 40 Ct/kWh rund 220 Euro.
Was ist der Unterschied von einer Mini PV-Anlage zu einer regulären PV-Anlage?
Eine Mini PV-Anlage ist in ihrer Größe und damit auch in ihrem Ertrag stark eingeschränkt. Der erzeugte Strom sollte sofort im Haushalt verbraucht werden, da einerseits eine Speicherung in dieser vergleichsweisen geringen Dimension wirtschaftlich keinen Sinn macht und andererseits überflüssiger Strom, der ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird, nicht vergütet wird. Der Aufbau des Balkonkraftwerks kann in Eigenregie durchgeführt werden. Ein Balkonkraftwerk kostet je nach Leistung und Montageart zwischen 400 und 1.000 Euro.
Eine reguläre PV-Anlage wird üblicherweise auf dem Dach installiert. Die Solarfläche und die erzeugbare Stromleistung sind um ein vielfaches größer als bei der zuvor skizzierten Mini PV-Anlage. Während ein Balkonkraftwerk maximal 0,6 kWp erzeugt, schaffen reguläre PV-Anlagen üblicherweise zwischen vier und sechs Kilowatt-Peak und stellen damit dem Haushalt ganz andere Strommengen zur Verfügung. Je nach Ertrag und Stromverbrauch macht der Einsatz von Stromspeichern Sinn. Diese speichern überschüssige Energie am Tag und geben diese am Abend und Nacht frei – auf diesem Wege profitiert der Haushalt sogar von der Solarenergie, wenn die Sonne schon längst untergegangen ist. Die Kosten für eine solche Anlage liegen zwischen 15.000 und 25.000 Euro – je nach Ausbaustufe und Energiespeicher.
Unser Fazit: Ein Balkonkraftwerk verursacht wenig Aufwand und Kosten und kann die Stromkosten reduzieren. Eine normale PV-Anlage ist eine bedeutend größere Investition, die aber auch hinsichtlich des Stromertrags in einer ganz anderen Liga spielt. Auch die Möglichkeit des Stromspeicherns steht derzeit nur bei regulären PV-Anlagen zur Verfügung – wirtschaftlich betrachtet.
Wie schnell amortisiert sich ein Balkonkraftwerk?
Der Jahresertrag einer Balkonsolaranlage liegt bei guter Ausrichtung bei etwa 90 Kilowattstunden je 100 Wp. Bei einer Photovoltaikanlage mit 600 Wp entspricht dies einer Jahresleistung von etwa 540 Kilowattstunden. Bei einem Preis von aktuell etwa 42 ct / Kilowattstunden werden somit pro Jahr 226,80 Euro gespart.
Wenn wir von Anschaffungskosten inklusive Montagematerial in Höhe von 850 Euro ausgehen, amortisieren sich bereits im vierten Jahr die Kosten (850 Euro / 226,80 Euro = 3,75). Wenn man einen guten Deal erwischt, kann man ein Balkonkraftwerk auch schon für deutlich weniger Geld kaufen – in diesem Fall gelingt die Amortisierung noch schneller.
Diese Rechnung geht nur auf, wenn der erzeugte Strom auch möglichst zu 100 Prozent genutzt wird, denn eingespeister Strom bleibt unvergütet.
Wo stellt man die Mini PV-Anlage auf?
Die Mini PV-Anlage kann auf einem Gartenhaus, Schuppen, Garage, Carport oder ähnlichem montiert werden. Auch eine Anbringung an einem Balkongeländer ist möglich, denn daher kommt schließlich auch der Name Balkonkraftwerk. In jedem Fall sollte man vorher überprüfen, ob das Gebäude das Gewicht der Anlage tragen kann. Für jedes Dachmaterial gibt es unterschiedliche Befestigungsmaterialien, die man entweder beim Anbieter selbst oder im Baumarkt kaufen kann.
Die Solarmodule sollten an einem sonnigen Plätzchen aufgestellt, nur so klappt das mit dem Strom. Große Überschattungen durch Bäume oder andere Gebäude sollten ebenfalls vermieden werden.
Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Paneele nicht durch herabfallendes Laub oder andere Verschmutzungen verdeckt werden.
Ausrichtung von Balkonkraftwerken
Die Ausrichtung der Solarmodule haben einen sehr großen Einfluss auf den späteren Stromertrag. Die Regeln sind aber recht einfach:
Der maximale Stromertrag wird erzielt, wenn das Balkonkraftwerk in Richtung Süden ausgerichtet ist. In diesem Fall treffen die meisten Sonnenstrahlen optimal auf das Paneel.
Ein weiteres Szenario ist die Ost- / Westausrichtung. Der erzielbare Gesamt-Jahresertrag ist dabei oft geringer als in südlicher Richtung, dafür fällt der Stromertrag Morgens bzw. Abend höher aus (da die Sonne zu dieser Zeit besser auf das Paneel trifft). Da in vielen Haushalten besonders viel Strom zu diesen Zeiten gebraucht wird, erzielt man so eine hohe Eigenverbrauchsquote.
Auf eine reine Nordausrichtung sollte man verzichten, da diese Ausrichtung am wenigsten Licht auf die Paneele treffen lässt und der Stromertrag damit auch gering ausfällt.
Anmeldung von Balkonkraftwerken
Für einen legalen Betrieb sind die Mini PV-Anlagen beim zuständigen Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur (BNA) anzumelden. Diese Meldepflicht für Balkon-PV-Anlagen beinhaltet eine Eintragung ins BNA-Marktstammdatenregister. Es handelt sich nicht um eine Genehmigungspflicht. Genehmigt werden müssen Balkonkraftwerke mit bis zu 600 Watt Leistung nicht, es muss lediglich ihr Betrieb gemeldet werden. Für die Anmeldung fallen erfreulicherweise keine Gebühren an.
Balkonkraftwerke – das ändert sich 2023
In diesem Jahr könnten einige positive Veränderungen auf die Besitzern von Balkonkraftwerke zukommen. Es sollen mehrere Vereinfachungen umgesetzt werden, die den Betrieb von Mini PV-Anlagen noch attraktiver machen.
- Seit dem Jahresanfang 2023 hat die Bundesregierung die Balkonkraftwerke für Privatpersonen von der Mehrwertsteuer befreit.
- Zudem geht nun auch der VDE auf den Trend Balkonkraftwerke ein und schlägt vor:
- Erhöhung der Bagatellgrenze von 600 auf 800 W.
- Auch Schuko-Stecker wären erlaubt, bisher fordert der VDE Wieland Stecker.
- Mini PV-Anlagen sollen an jedem Zählertyp verwendet werden können.
- Viele Bundesländer fördern die Anschaffung von Balkonkraftwerken. Für alle Schleswig-Holsteiner gibt es gute Nachrichten: Ab dem 31.03.2023 sollen wieder Zuschüsse für Balkonkraftwerke für Bürger in Schleswig-Holstein beantragbar sein. Ein schneller Antrag ist ratsam, beim letzten Mal war das Fördervolumen innerhalb weniger Tage verbraucht.
Für Besitzer von Immobilien ist ein Balkonkraftwerk eine sinnvolle Investition, die sich schon nach wenigen Jahren amortisiert. Auch bei einem späteren etwaigen Verkauf wird ein Balkonkraftwerk als Pluspunkt von potenziellen Käufern wahrgenommen.
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